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Das Erzbergwerk am Eisenberg in Grebenhain

Das Erzbergwerk am Eisenberg in Grebenhain

In der Flur "Eisenberg" (auch "Eisenmich", "Eisenkaut") am südlichen Ortsrand von Grebenhain soll im Mittelalter ein Eisenerzbergwerk betrieben worden sein, das erst im Jahr 1734 aufgegeben wurde, nachdem es erneut in sich zusammengestürzt war und dabei 13 (nach einer anderen Quelle 34) Bergleute begraben hatte.

Der Schachteingang soll bei der heutigen katholischen Kirche gelegen haben. An dem Hang nicht weit oberhalb der Kirche findet man noch heute mitten in der sonst gleichförmig ansteigenden Landschaft eine auffällige, zeitweise mit Wasser gefüllte Senke. In den letzten beiden Jahren ist dieses Gelände weiter abgesackt. Möglicherweise sind Überreste der alten Schächte oder Gänge wegen der tief reichenden Austrocknung des Bodens in den Trockenjahren 2018/2019 weiter eingebrochen.
Bergwerksunglücke dieser Art waren bei den damaligen Abbauverfahren keine Seltenheit.

Weil archäologische Untersuchungen hier nie stattgefunden haben, kann nur auf einen Bericht des Crainfelder Pfarrers Friedrich Wilhelm Köhler aus dem 17. Jhd. zurückgegriffen werden, den dieser nach der Erinnerung der Bevölkerung aufgezeichnet hat, weil das Kirchenbuch bei einem vorhergehenden Brand vernichtet worden war.

Das Eisenerz aus diesem Grebenhainer Abbau soll auf Ochsenkarren in den Oberwald gebracht worden sein, wo Köhler in großen Meilern Holzkohle erzeugten, die man für die Reduktion des Erzes benötigte. Spuren dieser Meilerplätze lassen sich noch heute im Waldboden finden, auch oberhalb von Grebenhain im Bereich der "Muna". 

Dort - genauer im Schwarzbachtal oberhalb von Ilbeshausen-Hochwaldhausen - sind auch Spuren mittelalterlicher Rennöfen und Schlackenhalden nachgewiesen worden, was gut zu den leider nicht dokumentierten Berichten vom Grebenhainer Erzbergbau passt.
Solche Eisenhütten legte man in früherer Zeit möglichst an Berghängen an, um den Luftzug der vor allem am Nachmittag aus den Tälern  aufsteigenden Winde für den Betrieb der Anlagen zu nutzen.

Diese Hütten oberhalb von Ilbeshausen sollen schon um 1500 wieder aufgegeben worden sein.
(Quelle: Fritz Sauer, "Mittelalterlicher Bergbau und Hüttenbetrieb am Hoherodskopf")

Die Gründe dafür sind nicht genau bekannt. Denkbar wären - wie in anderen Bereichen der Mittelgebirge z.T. nachgewiesen:

  • Rohstoffmangel: Gab es keine ergiebigen "Erznester" mehr? Waren die Wälder bereits in den Kohlenmeilern verheizt worden - wie etwa im Taunus, der am Ende des Mittelalters ebenfalls komplett waldfrei war?
  • Zu große Gefahren bei der damals hier üblichen Technik (Anlage von "Pingen", also einfachen Gruben im Boden und "Dackelbergbau" in ungesicherten Schächten und Gängen)?
  • Transportprobleme: War der Transport des gewonnenen Eisens unter den damaligen Bedingungen zu langsam, zu teuer, zu unsicher?
  • Konkurrenz: Wurde vielleicht anderswo unter besseren Voraussetzungen mehr, billigeres oder besseres Eisen erzeugt? Konnte die "Grebenhainer Schwerindustrie" also im Konkurrenzkampf nicht mithalten?

Historische Informationen:
Wolfram Heydecker († Lehrer, Grebenhain) und Carsten Eigner M.A., Bermuthshain)

[>> Eisenerzeugung in vorindustrieller Zeit]

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