Das Kutimeter diente als „Hautmessgerät“ (lat.: cutis, die Haut) bei der Bekämpfung der Rindertuberkulose.
Diese Rinderseuche, die auch eine Ansteckungsquelle für Menschen war und viele Opfer im den früheren Jahrhunderten forderte, wurde in der Zeit nach 1950 in wenigen Jahren in der Bundesrepublik Deutschland getilgt. Dies gelang mit der flächendeckenden Anwendung der sogenannten intrakutanen (= in die Haut gespritzt) Tuberkulin-Probe und der Ausmerzung der infizierten Tiere.
Die Besonderheit dieses Kutimeter-Testverfahrens besteht darin, dass diese Methode im Vergleich zu anderen Verfahren einfach zu handhaben, wesentlich sicherer und dadurch erfolgreich war.
Bei der intrakutanen (= in der Haut stattfindenden) Tuberkulinprobe wird eine winzige Menge Tuberkulin (dies ist ein sterilisierter Extrakt aus Tuberkulosebakterien) in die Oberhaut des Tieres gespritzt und nach drei Tagen kontrolliert, ob eine Schwellung an dieser Stelle eintritt.
War dies der Fall, war also eine Schwellung der Hautfalte um 3 mm oder mehr nachweisbar, lag eindeutig eine Tuberkulose-Infektion bei diesem Tier vor.
Am Tage der Tuberkulin-Probe wurde zunächst eine Hautfalte an Schulter oder Hals mit den Fingern hochgezogen und mit dem Kutimeter die Hautdicke gemessen. Dann erfolgte die Injektion.
Bei der Kontrolle nach drei Tagen erfolgte wiederum eine Messung der Hautdicke an der Injektionsstelle. Durch das Ausmessen der Hautschwellung auf Zehntelmillimeter genau konnte man feststellen, ob eine Tuberkulose-Infektion des Tieres vorlag.
Die konsequente Ausmerzung solcherart als krank erkannter Tiere führte zur vollständigen Sanierung aller Rinderbestände.
Die Testung wurde zwar von einem amtlich bestellten Tierarzt durchgeführt, war aber freiwillig. Wenn der Tierbesitzer sich weigerte, die Probe durchführen zu lassen, konnte das dazu führen, dass der Verkauf von Milch oder Fleisch für diesen Betrieb gesperrt waren. Deshalb ließ der Landwirt die Tiere testen.
Waren keine Tiere im Bestand Tb-krank, wurde ein Metallschild außen sichtbar angebracht (siehe Bild unten). Die Landwirte waren natürlich auch stolz auf einen langjährigen krankheitsfreien Bestand und ließen deshalb diese Schilder auch hängen. So hing an vielen Ställen im Vogelsberg dann eine ganze Galerie solcher Schilder.
Wenn ein Tier als tuberkulosekrank erkannt wurde, konnte es dennoch geschlachtet werden. Bei der üblichen Fleischbeschau wurde vom Veterinär dann geprüft, welche Teile bzw. Organe des Tieres von der Tb befallen waren. Diese wurden dann gekennzeichnet und verworfen. Die restlichen Anteile konnten verwendet werden. Der Landwirt erhielt dann eine pauschale Ausgleichszahlung von DM 100.- für seinen finanziellen Verlust. Wir danken Herrn Dr.med.vet. Lother Girndt (+), früher Tierarzt in Freiensteinau, für die Überlassung des Gerätes und die Erläuterungen. Das Kutimeter wurde an das "Pfundsmuseum Kleinsassen" weitergegeben. Dieses Privatmuseum mit Hunderten von Geräten zur Mess- und Wiegetechnik ist übrigens sehr sehenswert und einen Ausflug in die Rhön wert.
Pfundsmuseum Kleinsassen, Herr Reinhard Kremer
Julius-v.-Kreyfelt-Str. 1, 36145 Hofbieber-Kleinsassen
Tel: 0 66 57 / 16 07