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Selbstverfasste Erinnerungen

Selbstverfasste Erinnerungen

Viele Jahrzehnte lang hat Wilhelm Hofmann die Ereignisse seines bewegten Lebens in einer Kladde niedergeschrieben. So wie man das damals machte, um Papier zu sparen: auf freie Seiten in ein altes Geschäftsbuch.
Sein Sohn Heinrich August Hofmann hat dann – evtl. sogar nach Diktat des „Alten“ - den Text aus der alten deutschen Schrift transkribiert und mit der Schreibmaschine geschrieben.  
Leider sind nur die ersten Seiten, fünfundzwanzig Lebensjahre umfassend, von Wilhelm Hofmanns Texten erhalten. Der ursprünglich vorhandene anschließende Text, sicher ebenso interessant, fehlt, da die folgenden Seiten des Manuskriptes leider verschollen sind.
 
Anmerkung ADG: Runde Klammern () sind von Wilhelm Hofmann gesetzt, eckige Klammern [] von uns zur besseren Lesbarkeit des Textes. Die Zwischentiteln wurden von uns eingefügt.

Selbstverfasste Erinnerungen

Schon so oft habe ich von berühmten Männern gelesen, welche ihren Lebenslauf schildern und nun kam mir der Gedanke, auch meinen zu notieren. Obwohl ich nun keineswegs ein berühmter Mann bin noch werde, so glaube ich doch, dass es meinen Nachkommen, das heißt wenn ich welche bekommen sollte, angenehm sein wird, meinen Lebenslauf kennen zu lernen. Ich bin momentan zwanzig Jahre alt und in Tannagua(1) PA – USA.


KINDHEIT IN GREBENHAIN
Am 23. August 1875 bin ich zu Grebenhain Kreis Lauterbach zu Hessen geboren. Mein Vater Wilhelm Hofmann, geboren in Crainfeld , starb ehe ich geboren wurde 1875. Ich war das jüngste Kind von sieben. Drei Brüder und drei Schwestern erfreuen sich außer mir ihres Daseins. Schon in früher Jugend wurden wir zur Arbeit angehalten und wurden von unserer Mutter streng und gerecht erzogen. Aus meinen Kinderjahren weiß ich nichts Besonders vor meinem achten Jahr zu erzählen. In meinem sechsten Jahr fing mein Nachbar Faitz eine Bäckerei an. Als das erste Gebäck gebacken, passierte mir, dass ich durch meine Neugierde auf einen Stein fiel und mich arg verletzte. Meine Mutter saß ganz bei mir und machte mir kalte Aufschläge und was die Hauptsache ist, sie lernte mich beten. Wofür ich ihr heute noch dankbar bin. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass ich seit jenem Fall (mit einigen Ausnahmen) jeden Abend gebetet habe. Dass Beten hilft, habe ich in meinen Wanderungen durch die Welt gefunden und kann jedermann raten, der dieses Buch lesen sollte, dasselbe zu tun. In meinen acht Jahren kam ich nach Crainfeld zum Bruder meines Vaters und musste dort das Vieh hüten. Nachdem meine Großeltern daselbst gestorben waren , kam ich heim zur Mutter. Wer in der Jugend fremdes Brot isst, dem fällt es später im Alter nicht schwer, dasselbe zu tun. Auch Großmutter bin ich heute noch dankbar, dass sie mich zum Beten anhielt. In der Schule war ich der Zweitbeste in den letzten Jahren. Ein Freund Linker saß über mir, derselbe machte auch mit nach Amerika. Wiederum möchte ich meinen Nachkommen empfehlen, so viel wie möglich in der Schule zu lernen, denn es war ein Vorteil fürs ganze Leben.


LEHRZEIT UND ERSTE WANDERJAHRE
Nachdem ich aus der Schule entlassen war, kam ich nach Bermuthshain zu H. Heutzenröder, um das Schmiedehandwerk zu erlernen. Mein Bruder Heinrich hatte das Wagnergeschäft, Bruder Karl lernte das Dreherhandwerk daselbst auch in Bermuthshain. August hatte das Schmiedehandwerk gelernt, jedes Handwerk, sei es wie es will, ist nützlich. Jeden Sonntagmorgen gingen ich und Karl nach Hause zur Mutter und dann zur Kirche. Abends gingen wir dann zurück. Oft sangen wir, wenn wir zur Mutter gingen. Heimzu nach Bermuthshain machten wir Unsinn und Pläne für die Zukunft, jeder wollte in die Welt. Hinaus weit weg um das Glück zu erjagen; es waren schöne Stunden, die ich und Karl unterwegs erlebten und [ich] werde sie nie vergessen. Einigkeit unter Geschwistern ist etwas Herrliches und Schönes. Nachdem ich ausgelernt hatte, war mir die Welt zu klein und ich ging nach Wiesbaden und bekam die Woche 2.50 DM(2) (schwere Arbeit). Nachts konnte ich nicht schlafen vor lauter Wanzen. Nachdem ich einige Wochen gearbeitet hatte, wurde ich krank und musste ins Hospital, blieb einige Zeit drin und fuhr dann nach Hause, mein Geld reichte gerade bis Freiensteinau. Von dort musste ich heimlaufen und blieb einige Wochen zu Hause. Arbeitete dann bei Schmied Möller Crainfeld einige Monate und ging dann nach Holzheim zu Sambeck, daselbst arbeitete ich sechs Monate, sehr schlechte Kost. Im Frühjahr ging ich heim, Karl war damals nicht zu Hause. Weil ich eine Stelle in Salzschlirf annahm, ging Karl, der auf die Wanderschaft wollte, mit mir. Jeder mit einem Felleisen gingen wir frohen Mutes von Grebenhain weg. In Salzschlirf blieb Karl eine Nacht bei mir und ging dann weiter auf die Wanderschaft. Nachdem ich zwei Tage dort war, sah ich ein, dass es keine Stelle für mich war und ging deshalb auch weg auf die Wanderschaft. Hatte ungefähr fünf DM bei mir, ging über Schlüchtern, Brückenau, Hanau, Gelnhausen, Frankfurt, Wiesbaden, Rüdesheim, schlief nachts nur auf der Herberge und ging nur zu Schmiedemeistern und hatte mein Geschenk(3). Arbeit konnte ich bekommen, wollte aber keine. Das Wetter war sehr schön, bis Rüdesheim gebrauchte ich acht Tage; daselbst blieb ich nur eine Nacht; nachdem ich mir das National-Denkmal angesehen hatte, ging ich wieder heimwärts. Mein Geld war alle, bis ich nach Bischofsheim kam, nur Hunger hatte ich, weshalb ich dann anfing zu fechten(4). Leicht ist es mir nicht gefallen. In Wiesbaden traf ich dann zufällig meine Schwester, die daselbst in Stellung war; ich ließ mir drei  DM geben und ging frohen Mutes weiter; nach 14 Tagen kam ich wieder zu Hause an, über Freiensteinau. Dort lag ich im Straßengraben und ein Bierfuhrmann Hellwig nahm mich mit bis an Knotenpunkt (Galgenküppel), Mutter schalt mich tüchtig aus.


MILITÄRZEIT IN DER HESSISCHEN LEIBGARDE
Da ich in die Militärkasse eingekauft war, so meinte August, der damals schon in Gießen und später in Straßburg drei Jahre gedient hatte, ich sollte freiwillig zum Militär, was ich auch im Herbst 1892 tat. Ich ging zur 11. Kompanie 1. Geschütz Hess. Inf. Leibgarderegiment Nr. 115 Darmstadt, Bruder Heinrich war im selben Regiment 6. Kompanie Unteroffizier. Karl ging ein Jahr später zum 23. Dragoner Regiment daselbst, Schwester Marie war mit Heinrich Ruhl Wachtmeister 5. Batterie Artillerie Regiment Nr. 25 verheiratet, öfters gingen wir hin und holten uns die Sachen, die Mutter uns sandte. Am Anfang fiel mir der Dienst ziemlich schwer, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran. Rein, willig und flink sind die Hauptforderungen. 1893 wurde ich Gefreiter und bekam eine Korporalschaft alter Leute und hatte meine liebe Not mit denen. 1894 ging ich zur 4. Kompanie über und wurde, nachdem ich zwei Jahre kapituliert(5) hatte, Weihnachten 1894 Unteroffizier. Meinen Dienst praktisch und theoretisch kannte ich und ließ mir auch nicht viel gefallen, was den damaligen Feldwebel Waas verdrieß. Derselbe versuchte mich zu schinden und zu plagen; überhaupt war es mir zuwider, Leute zu tyrannisieren, was aber verlangt wurde. Der Feldwebel wollte mich eines Morgens erstechen, weil ich ihm widersprach, [ich] hatte aber mein Seitengewehr auch bereit. Ich kaufte mir auch einen Revolver, da ich als Radfahrer ausgebildet worden war, hatte manches Vergnügen mit demselben. 1896 im Herbst ging ich freiwillig vom Militär weg, da mir das gezwungene Leben nicht mehr behagte. Ich ging direkt nach Mainz und wurde an der Dampfschleusenbühne „Finter Mainz“ als Schlosser angestellt. Den Dienst hatte ich mir schon während meiner Militärzeit besorgt, pro Tag 2.20  DM, bei Finter hatte ich ein sehr gutes Kosthaus. Im Januar 1897 war ich den Dienst überdrüssig und gab es auf, blieb noch einige Tage dort und machte in Mainz Examen als Postunterbeamter, was ich auch bestand. Ende Februar ging ich nach Hause, um auf meine Einberufung zu warten.


AUF DEM AUSWANDERERSCHIFF NACH NORDAMERIKA
Weil mir Vorwürfe gemacht wurden, entschloss ich mich, nach Amerika auszuwandern, was ich auch am 27. März 1897 tat. Andreas Weitzel fuhr mich nach Lauterbach, der Abschied fiel mir durchaus nicht schwer, frohen Mutes ging ich dem Geschick entgegen. In Bremen blieb ich drei Tage, ehe ich aufs Schiff Willibald ging; als Passagiere  waren meist Polen und Ungarn, nur noch ein Deutscher fuhr mit im Zwischendeck, die Fahrt kostete 140  DM. Am ersten Tag war schon schlechtes Wetter, nachts erhob sich Sturm und das Schiff schwankte. Die Polen und Ungarn, die sich den Magen voll Pökelfleisch geladen hatten, fingen an zu brechen, am zweiten Tage hatten schon alle die Seekrankheit, der Sturm wurde immer ärger. Das schönste Wetter war am englischen Kanal. Ich hatte etwas Essen, Zigarren und Branntwein mitgenommen; als dies alle war und mir das Essen nicht mehr schmeckte, hielte ich beim Koch um Arbeit an und erhielt auch welche; ich schälte Kartoffeln und half kochen, wofür ich feines Essen bekam. Manche Tage konnten wir nicht kochen wegen dem argen Sturm, alles flog hin und her, Weiber und Kinder schrien und fielen auf die Knie, sangen und beteten, weil sie dachten, das Schiff geht unter. Mir war die Sache auch nicht ganz geheuer am Anfang, später aber machte es mir Spaß, wenn die Wellen auf das Schiff kamen. Nachts konnte man nicht schlafen, man musste sich im Bett festhalten. Die Flasche Bier kostete 15 Pfennige, von der ich manche trank; oft ging ich zu den Matrosen, die abends musizierten trotz allem Sturm. Am 8. April hatten wir sehr starken Nebel, man konnte keine fünf Meter weit sehen, alle fünf Minuten blies die Dampfpfeife. Um neun Uhr morgens fuhren wir an zwei großen Eisbergen vorbei, welche friedlich aussahen. Am 18. April kamen wir nachts im Hafen von New York an. Mir war ganz wehmütig zumute, als ich meine neue Heimat zum ersten Mal sah. Am nächsten Morgen wurden wir ausgeladen, nachdem der Doktor uns untersucht hatte und unser Gepäck revidiert. Dann gings weiter auf ein anderes Boot nach einer Insel, woselbst wir nochmals untersucht wurden, nach unserem Ziel und Herkunft gefragt, auch nach dem Gelde. Auch detectives mussten wir passieren, dann gab es Billette und ging zum Bahnhof. So saß ich nun mit einigen Polacken zusammen, keiner verstand den andern, was recht unangenehm ist. Mein Geld 100 DM hatte ich mir vorher umgewechselt. Nachdem ich eine Weile gesessen bekam ich Hunger, ging ins Restaurant verlangt Essen, wurde aber nicht verstanden; durch Zeichen gab ich kund was ich wollte und erhielt Austern; am Anfang wusste ich nicht was es war. Nachdem ich tüchtig gegessen und getrunken, ging ich wieder zum Bahnhof und machte ein Gedicht (Auswanderers Heimweh).Bis zum nächsten Morgen schlief ich auf der Bank, um 6 Uhr ging der Zug.


ANKUNFT UND ERSTE ERFAHRUNGEN IN DER ARBEITSWELT
Ungefähr 10 Uhr kam ich nach Tanagua. Koffer und Regenschirm in der Hand gings auf Suche nach Katharina Schöller. Nachdem ich ungefähr 1,5 Stunden gesucht, fand ich die richtige. Ihr Mann kam mittags heim und ersuchte mich, mit ihm Bier auszufahren, was ich auch tat. In jeder Wirtschaft wurde ich immer vorgestellt und wurde tüchtig getrunken bis zum Abend, William war aber erster voll wie ich. Nachdem wir zu Nacht gegessen, ging ich mit William zum Musikverein zur Probe, trank bis 12 Uhr, waren beide ziemlich benebelt und wurden von Katharina tüchtig gescholten. Nachdem ich 14 Tage herumgelaufen war, fing ich an der Bahn an zu arbeiten, pro Tag 1.10 Dollar (10-Stunden-Tag) , sehr harte Arbeit , nur einmal während der Arbeit gegessen. Es wurde jeden Tag gearbeitet auch sonntags. Bei Katharina ging ich in die Kost, pro Monat 15 Dollar. Die Arbeit fiel mir am Anfang recht schwer, am ersten Tag hatte ich schon vier Blasen an den Händen. Es war sehr unangenehm mit Leuten zu arbeiten, deren Sprache ich nicht sprechen konnte. Ein alter Irländer, der etwas deutsch sprechen konnte, nahm sich meiner an.  Nach und nach kannte ich das Werkzeug in Englisch. Nachdem ich vier Wochen gearbeitet hatte, wurde ich als Schmied eingestellt, hatte eine Feldschmiede und machte Bohrer scharf, 10 Fuß lang, hatte schöne Zeiten.


SESSHAFT WERDEN?
Als ich Englisch konnte, war mir die Arbeit nicht mehr recht. Ich gab sie auf und half in einer Bierbrauerei arbeiten, bis dieselbe fertig war und half dann auch Bier brauen; ich habe daselbst als Maurer, Schreiner, Anstreicher und Brauer gearbeitet. Mit dem Oberbrauer war ich ziemlich einig, manchmal schalten wir uns tüchtig. Abend ging ich zu ihm, wo wir dann 66 spielten, ich und Tochter, er und Frau, [haben] manchen schönen Abend verlebt. Mit Katharina wurde ich manchmal uneinig, ich und William waren stets einig. Ich musste oft die Wirtschaft versehen, weil er weg war. Wochentags wurde um 3 Uhr angefangen zu brauen und dauerte [bis zum] Abend 9-10 Uhr. Sonntags wurde bis 11 Uhr gearbeitet. Eines schönen Tages wurden der Chefbrauer und ich so uneinig, dass ich die Arbeit quittierte. Oftmals ließ er mich nun rufen, auch seine Frau gab gute Worte, aber weil er mich ohne Grund geärgert, ging ich nicht wieder hin. Ich arbeitete nun hie und da wo Arbeit war. Kaufte drei Spielmaschinen, wo man mit 5 Cent Einsatz bis zu 5 Dollar verdienen konnte, stellte dieselben in Wirtschaften auf, gab die Hälfte vom Profit ab an Wirt, haben manchen Tag 5 bis 8 Dollar verdient. Während der Zeit half ich auch die Frucht einfahren auf einer Farm, 1 Dollar 25. Katharina wollte mir beständig Vorwürfe machen, was ich satt bekam und auszog zu H. Huk Schuhmacher. Zum deutschen Gesangverein Männerchor gehörte ich auch, habe bei Geburtstagsfeiern die Rede gehalten. Jeden Sonntag war Probe, eigener Saal und Orgel; jeden Sonntag wurde ein Fass Bier getrunken, sonst sind sämtliche Wirtschaften geschlossen (sonntags).


FLUCHT VOR HEIRATSPLÄNEN ENDET IM AMERIKANISCHEN MILITÄRDIENST
Manchen schönen Abend verlebt bei Georg Krell. Währenddessen lernt ich eine Vinda(6) kennen, Cristine Ehtling, welche sich arg in mich verliebt hatte; schönes Haus, feine Möbel (Bruder Musiklehrer), keine Kindern und Geld. Fast jeden Abend ging ich hin, wo dann Klavier gespielt und gesungen wurde bis 9 Uhr. Manche Nacht bis 2-3 Uhr bei Cristine gesessen; Eltern wollten, wir sollten heiraten, hatte aber trotz allem Schönen keine Lust. Wollte erst mehr von Amerika sehen, Cristine damals 26 Jahre alt. Eines Tages entschloss ich mich, von Tanagua wegzugehen, ein Freund, mit dem ich Eis gemacht hatte, schlug Baltimore  vor. Kurz entschlossen gings ohne Abschied im Güterzug und nach 2 Tagen und Nächten kamen wir morgens um 4 Uhr an. Ich hatte noch 12 Cent, habe aber nur Frachtzüge benutzt, weil ich da nicht zu zahlen hatte , sehr kalte Nächte. Unterwegs haben wir Kaffee  gekocht. In Baltimore(7) angekommen wollte mein Freund im Wagen liegen bleiben, mir war es zu kalt und [ich] ging in ein Bahnwärterhaus. Als ich später meinen Freund wieder aufsuchen wollte, war er weg. Jetzt stand ich in Baltimore wusste nicht wohin; bei einem Ungarn schlief ich vor allem mal ordentlich aus, dann betrachtete ich mir Baltimore bis abends 10 Uhr. Ging dann zu Kings Hotel, South Broad Street 234, und nahm Logis. Nächsten Tag suchte ich Arbeit, fand aber keine. Ein Mann begegnete mir auf der Straße , war sehr freundlich , nahm mich mit in seine Wohnung, gab Essen und Trinken und bat mich [sich] bei ihm ins Bett zu legen, was ich aber nicht tat; merkte aber gleich die Absicht, stieg auf und ging weg. Am nächsten Tag half ich Schiffe ausladen zu 2[?] Cent die Stunde. Arbeitete nur 2 bis 3 Tage die Woche, gerade genug, um Kost und Logis zu bezahlen. Inzwischen half ich auch Schnee schaufeln auf der Straße, Hundskälte. Mein Kostherr hatte eine Fischerei und wollte mir Teil dran geben für 125 Cent. Ich ging hin und blieb einige Tage, half fischen und ging auf die Jagd.
Damals war gerade Krieg auf Kuba und Philippinen-Inseln und es wurden Freiwillige gesucht, nach Philippinen-Inseln. Da ich nun einsah, dass das Leben so weiter keinen Wert hatte, entschloss ich mich, [mich] zu melden.


Fußnoten

1) Vermutlich Tamaqua im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der kleine Ort liegt circa 200 km westlich von New York City und war früher zu einem Drittel von deutschen Auswanderern besiedelt.

2) DM – soll bei Wilhelm Hofmann wohl heißen „deutsche Mark“. Die offiziell nur „Mark“ genannte Währung im deutschen Kaiserreich entspricht gegen Ende des 19. Jahrhunderts einer heutigen Kaufkraft von circa 6,50 Euro.

3) Geschenk an Wandergesellen – „Bey den Handwerkern ist das Geschenk eine festgesetzte Gabe, welche den wandernden Gesellen auf der Herberge gereicht wird, …“ Siehe Krünitz´ Oekonomische Encyklopädie 1773-1858.

4) Fechten: „von Betteln, eine im gem. Leben, besonders unter den Handwerksburschen übliche Bedeutung. Fechten gehen, betteln gehen.“ Siehe Krünitz.

5) Von Kapitulant - Soldat, der sich verpflichtet, über die gesetzliche Dienstzeit hinaus zu dienen.

6) Vinda – seltener weiblicher Vorname, hier als Rufname, in Kombination mit Cristina.

7) Große Hafenstadt im US-Bundesstaat Maryland, circa 200 km südlich von Tamaqua.

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